Vorbei sind Weihnachten und Neujahr 2020 im Corona-Modus. Für mich eigentlich ohne grosse Einschränkungen. Bin sowieso fast immer
zuhause im Heim.
FFP2 - Masken bin ich nun gewöhnt, wenngleich das Luftholen manchmal etwas schwierig ist, geht es ganz
gut. Dank Maskentragens wurde ich Gottseisgedankt 2020 von einer für Kennedys arg lästigen Erkältung verschont. Habe dazu
noch ohne Nebenwirkungen die Grippe-Impfung erhalten.
Die bereits ausführlich beschriebenen SBMA-Symptome haben sich nicht
geändert, - alleine die Kraft ist wieder weniger geworden. Nun fällt fast alles aus der Hand. Kann links die Finger nicht mehr richtig
schliessen. Schmerzen sind jedoch nicht vorhanden. Die Sturzgefahr ist eminent, die Angst zu fallen, gross. Die Knochen
schlagen fast ungebremst von Muskeln auf ... An eigenständiges Aufstehen ist nicht zu denken, der Notarzt muss her.
Die Badewanne
ist nicht mehr zu erklimmen, ein 58 cm hoher Drehsitz muss es nun sein, mit 5 cm Silikonunterlage als Sitzerhöhung und Hilfe
durch eine Person beim Aufstehen.
Mein neuestes Prunkstück ist ein E-Rolli, der Timix von Vermeiren, - einer, an dem man aber auch
alles elektrisch verstellen kann ... bis hin zum stehen und flach liegen :-)
Jetzt kann ich wieder mal alleine im Städtchen herumgurken.
Wenn es draussen warm genug ist ... Freue mich darauf.
Dezember 2021
So, nun steht wieder
mal das Christkind vor der Tür ... hoffentlich fliegt es nicht vorbei !
Es hat sich bei mir viel getan ... nicht alles ist gut und
lustig.
Die Finger sind nun, vor allem bei Kälte, völlig gefühllos und so schwach, dass man nicht mal mehr große Knöpfe
oder die Hosenfalle selbst schließen kann. Motorisch fällt das greifen immer schwerer, - wirklich alles fällt mangels Gefühl
aus den Händen. Die Finger schließen seitlich nicht mehr und zittern. Eine kraftlose Faust machen geht noch - damit auf den Tisch
hauen, nicht mehr :-).
Sich bücken, um etwas vom Boden auf zu heben kann ich knicken, es geht schlicht nicht mehr. Ein Greiferlein
ist immer parat, hat bei Papier oder rundlichen Dingen jedoch seine Tücken.
Die Muskulatur im Rücken ist bereits soweit
abgebaut, dass ein sich fortbewegen ohne stützenden Rollator über mehrere Meter unmöglich ist. Aufrechtes Stehen am
Waschtisch zum Händewaschen ist nur ein paar (2-3) Minuten möglich, - dann tut es schnell zunehmend weh und man kippt nach vorne.
Gut,
dass es "Alexa" gibt. Per Sprachbefehl kann ich alle Lichter, den TV, die Mikrowelle, etc.- ein,- und ausschalten.
Liege nun
auf einer relativ "Festen" Matratze wo ich nicht so sehr einsinke, was das Umwenden mit Hilfe des Bettgalgens am Pflegebett
erleichtert.
Man glaubt es kaum, aber sogar die Reibung der Stoffe beim Hosen und Jacken anziehen wird unüberwindbar und kann
alleine nicht mehr bewältigt werden.
Einkaufen, putzen, Essen zubereiten ... geht alles schon lange nicht mehr alleine. Das
Rote Kreuz wäscht und pflegt mich, die Diakonie versorgt mich mit Essen aufs Zimmer und hilft, meine Burg sauber zu halten.
Entsorgt sogar den Abfall.
Jede Mahlzeit muss vorher zelebriert werden. Wasser bereit stellen, alles bröselige wegen der Stimmritzenkrämpfe
entfernen, klein geschnittene Portionen, weiche Nahrung, am liebsten Suppen oder Brei, Dann langsam und bewusst essen, nix reden
dabei, Kopf nach unten halten, viel trinken. Durch das dauernde sitzen funktioniert die Verdauung nur noch mittels Lactulose, 2-3
x wöchentlich.
Gut, dass ich meine liebe Lebensgefährtin habe, die mir täglich hilfreich zur Seite steht ! :-)
Mein
Bad wurde von der Pflegekasse ebenerdig umgebaut und ein Bade-Rolli angeschafft. Den kann man auch als Toilettenstuhl verwenden wenn
das aufstehen vom "Thron" mit der 15cm hohen Sitzerhöhung trotz Armlehnen und weit nach vorne beugen nicht mehr klappt.
Mein Rollator weist eine Sitzhöhe von 64cm auf ... trotzdem wird das aufstehen langsam schwierig,- einer muss den
hinteren Hosenbund fassen und hochziehen. Das gleiche mit dem Rollstuhl. Hier hilft auch nur noch Griff und Zug am hinteren Hosenbund
... trotz 17 cm Schaumstoff-Erhöhungen. Stehe ich dann, werde ich so unsicher, dass ich zu schwanken beginne und einen starken Arm
oder etwas festes, - am besten den Rollator zum festhalten brauche. Die Angst vor Stürzen nimmt zu. Man lebt mit dem Bewusstsein,
sich mangels Muskulatur schwerste Verletzungen, Bänderrisse und Brüche beim fallen auf Beton, Pflaster oder Fliesenböden zuzuziehen.
Der Kopf spielt dann Gummiball ... Also,- immer langsam am Rollator , die Knie durchdrücken und steif staksen. Das ist am sichersten.
Ja,
ein Kennedy-Leben ist nach 17 Jahren kein Zuckerschlecken mehr. Wenigstens funktioniert das Hirn noch recht gut, - obgleich ich
schon manchmal kleine Wortfindungsstörungen und Vergesslichkeit bemerke. (Kann auch vom Alter kommen und normal sein) ...
Die
Augen sind schlechter geworden. Zunehmend stören Faszikulationen im Gesicht und "verziehen" das Blickfeld. (Die Nerven nerven).
Habe zudem einen Tausender für eine Gleitsichtbrille abgedrückt. Jetzt sehe ich wieder auch kleine Buchstaben scharf ... toll
! Das Vermessen der Sehstärke beim Augenarzt mit Rolli war schwierig,- aber machbar.
Na, ich lasse mich nicht klein
kriegen, bin psychisch sehr stabil und vielseitig interessiert.
Morgen kommt Nadine, die freundliche Fußpflegerin. Zusammen
mit der netten Friseurin und Schwester Barbara vom BRK machen die Damen mich zu einem gut gepflegten alten Herren.
15.01.2022
Nun
mal ein paar Worte für unsere Angehörigen,- und alle, die sich mit Neurlogischen Erkrankungen nicht so gut auskennen.
Tja, da
sitzt einer im Rollstuhl. Der sieht doch aus wie das blühende Leben selbst, der kann doch gar nicht sooo krank sein. Vielleicht sitzt
er aus bequemlichkeit im Rolli und lässt sich herumkurven, obwohl noch ganz gut laufen Könnte ? Und ja, die Arme und Beine sind recht
dünn geworden .... aber ob er denn nicht doch besser agieren könnte als er her zeigt ???
Liebe Leute, neurologischen Erkrankungen
sind Multisystemerkrankungen und haben so ihre unsichtbaren Besonderheiten ...
Dass die Füße wegen Polyneuropathie fast gefühllos
und schmerzfrei geworden sind, was eine nicht geringe Gangunsicherheit verursacht, - sieht man nicht.
Diabetes u.a. Begleiterkrankungen
sind genau so unsichtbar ...
Dass die Bein-Muskeln den Körper nicht mehr über einen Absatz von 5 cm tragen können und man ständig
Angst (sogar am Rollator) hat, dass ein Bein einfach so weg knickt ... völlig unerwartet, - dann der Boden ohne Erbarmen
näherkommt und der völlig ungebremste Aufschlag auf den harten Boden den Kopf gleich mehrfach aufprallen lässt.... Diese
Angst merkt niemand.
Wer bemerkt etwas vom mühsamen Toilettengang samt Säuberung ? Das Aufstehen vom 15 cm
erhöhten Sitz ist trotz Armstützen ohne Hilfe sehr schwierig. Die Hosen hochziehen und Hemdknöpfen ,- gelingt ohne
Hilfe nur noch zeitraubend und schwer ... oder eben gar nicht mehr.
Wer denkt denn daran, dass ein grippaler
Infekt beim Kennedy dazu führt, dass Schleim nicht richtig abgehustet werden kann ... und wenn doch, versagt die Schluckmuskulatur
und die Schoße wird wieder zurück geatmet.
Dass beim Essen der Speisebrei in die Luftröhre will und nicht mmer geschluckt werden
kann.
Werden die Stimmritzen getroffen,- ergibt das einen Erstickungsanfall mit Todesangst. - Dass jedes Essen an sich zur Last
wird ...
Nein, wenn ich so in der Sonne sitze, sieht man das alles nicht.
Dass das "Finger-schließen" und etwas greifen
nicht mehr funktioniert und alles aus den zittrigen, gefühlsarmen Händen fällt ... wem fällt das auf ?
Dass es im Gesicht zuckt kann
einer merken,- nicht aber, dass z.B zugleich der Sehnerv verzogen wird .
Sendet uns Amazon ein Päckchen, kann
es mangels Kraft nicht mehr am Bändchen aufgerissen werden.
Will ein Gesunder sich das vorstellen ? Eher nein.
An Liebe
und Nähe auch nur zu denken ist mit so einem Körper einfach nur müßig ...
Selbstständig schoppen, Waldspaziergänge, den Enkel
von der Schule holen, Klamotten probieren, Sport ... alles kann der "Kennedy" knicken.
Selbstredend, dass diese Dinge sich
auch auf die Seele schlagen ...
Und nein, - auch das kann niemand sehen.
Deshalb bitte vermeiden Sie bei allen Behinderten
Bemerkungen wie:
"Reiß dich halt ein bisschen zusammen" ,- ... "Bemühe dich mehr",-... "Du wirst immer Antriebsloser",-
... oder:
"Du bist faul geworden" ,- ... "Ständig soll man dich bemitleiden" ... "Du machst uns ganz schön Arbeit" ... etc.
Solche
Worte schmerzen. Das Thema musste deshalb einmal angesprochen werden :-)
15.2.22
Jetzt ist es passiert.
Ich habe
Corona erwischt. Weis nicht, woher genau und wann,- oder von wem. Jedenfalls habe ich stets brav meine Maske getragen ... ausser im
Cafe.
Am Freitag merkte ich, dass was nicht stimmte. Fühlte mich "Grippig" . Abends dann rauher Hals und hoher Blutdruck (220/120),-
Luftnot. Schnupfen.
Aber nicht so schlimm... Notarzt gerufen. Der äußerst schlampig gemachte Schnelltest im Krankenhaus ergab "keine Corona".
Habe mir dann 50mg Cortison per Tropf und Blutdrucksenker spritzen lassen. Der junge Assistenzarzt hier hatte wirklich von nix eine
Ahnung. Nur Schulterzucken.
Ich wollte nicht im KHS bleiben. Habe mich dann daheim selbst mit Cortison (immer
parat) versorgt, um die Schwellung der Bronchien zu beherrschen und nochmals Lisinopril 10mg für den Blutdruck verabreicht. Heissen
Tee getrunken. Fieber 38 Grad. Unruhige, kurze Nacht ... Samstag und Sonntag die Lunge voller Schleim, das abhusten gelang wieder
Erwarten ganz gut - besser als bei Bronchitis. (Dank Cortison) .
Die Nächte verliefen nun ruhiger. Null Hunger, null Lust auf Essen
... habe aber, wichtig, sehr viel getrunken. Egal was man isst oder trinkt, der Geruchs,- und Geschmackssinn ist fast völlig weg.
Bis auf süß, sauer, salzig. Habe am Montag bei mir im Heim selbst den Schnelltest genau und sorgfältig gemacht und 2 wunderbare dicke
Linien erkannt. Also doch Positiv.
Heute, am Dienstag geht es mir bereits besser, nur der kitzlige Reizhusten plagt mich noch so richtig
und die Lunge schmerzt ein wenig beim Luftholen. Das Cortison habe ich bereits auf 20mg täglich reduziert und vermindere
weiter. Mein Fieber ist weg, der Blutdruck aber spinnt noch zeitweilig. Auf einmal wird's heiß ... !? Dafür ist der Blutzucker wieder
in der Norm. Sehr unangenehm ist die starke Muskelschwäche, die bei uns Kennedy-Muskelprotzen langsam eintritt. Man zittert furchtbar
und verliert sogar die Kraft, sich aufrecht zu halten. Da sich keiner zur Pflege hereintraut, ist man ziemlich alleine,- muss selbst
einteilen und Improviseren. Mein Essen und Einkauf wird vor der Türe auf dem Rollator abgestellt. Körperpflege ist fast
unmöglich... (Gut, wenn man selbst nichts mehr riecht) ! :-)
Na ja, wenn alles glatt geht, werde
ich nach 7-10 Tagen, wohl wieder gesund sein. - Wenn auch recht schwach.
Gut, dass ich bereits 3 x geimpft bin
...
27.02.22.
Seit 4 Tagen bin ich wieder zu 100% gesund. Es waren im nachhinein gesehen 10 Tage Quarantäne mit
allen beschriebenen Symptomen, die jedoch mit den Tagen besser wurden und bis auf leichte Atemprobleme und Verschleimung ausgeklungen
sind.
Spätfolgen kann ich nicht erkennen :-)
Also kann man als "Kennedy" die Sache,- geimpft,- überstehen.